Kapitel Eins

Es war ein Mittwochabend, mitten im Dezember. Ich saß zu Hause nackt vor dem Computer und durchforstete ein gefühltes Dutzend Pornoseiten auf der Suche nach ansprechendem Material. Gelüstet es mich nach Rotschöpfen oder doch lieber ein guter alter Arschfickporno? So etwas in der Art werde ich mir gedacht haben, während ich mich durch das Internet stöberte, in der rechten Hand die Maus und in der linken Hand den Schwanz, eifrig massierend. Aber an diesem Tag erfüllten die begehrten Damen meine Erwartungen nur teilweise. Mit immer größer werdenden Schweißperlen im Gesicht und zunehmenden Schmerzen im Handgelenk, versuchte ich krampfhaft zum Schuss zu kommen. Da, endlich, oh ja, das ist es! Eine junge Blondine, mit für meinen Geschmack doch etwas zu großen Brüsten, aber einem wunderschönen Gesicht und faszinierenden blaugrauen Augen, stöhnte lustvoll, während sie ihren Hintern mit einem Glasdildo bearbeitete. Oh ja das war gut, ich spürte, es konnte nicht mehr lange dauern. Ich vergewisserte mich, dass die Taschentücher griffbereit waren und setzte zum Endspurt an. Ich stellte mir vor, dass nicht der Dildo, sondern mein Schwanz diesen süßen Hintern penetrierte. Rein, raus, vor, zurück, ja du geile Sau, ja dir gebe ich's. Oh ja, das machst du gut, boah komm schon, na komm noch ein bisschen. Ja, ja, komm....

In diesem Moment explodierte hinter mir der Fernseher mit ohrenbetäubendem Krach. Erschrocken sprang ich auf, drehte mich um und erblickte einen undefinierbaren, schwarzen, fußball-großen Klumpen, der in meinem Fernseher steckte. Ein Schlauch oder ein glattes schwarzes Seil aus unbestimmbarem Material hing an dem Klumpen herab und pendelte leicht hin und her. Unwillkürlich musste ich an diese kleinen Gummibälle denken, an denen eine etwa armlange Schnur befestigt ist, um diese beim Tollen mit dem Hund, mit wenig Krafteinsatz möglichst weit werfen zu können. Mit großen Augen versuchte ich die Situation zu erfassen. Vielleicht war es der Gedanke an die Gummibälle, vielleicht aber auch meiner absoluten Fassungslosigkeit verschuldet, jedenfalls wandte ich den Blick vom Fernseher ab und betrachtete den verbliebenen Raum. Fenster, Terrassentür, Wände, alles schien vollkommen in Ordnung, obwohl ich irgendwie mit einem fußball-großen Loch in einem dieser Objekte gerechnet hätte. Langsam schweifte mein Blick wieder Richtung Fernseher. Keine Einbildung, zumindest war das Ding immer noch da. Ich schluckte und ging einen kleinen Schritt darauf zu. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte das Material zu bestimmen, aber mit Ausnahme von der Kontur ließ sich daran nur schwer irgendetwas ausmachen. Ich wollte gerade noch näherkommen, als die Schnur kurz zuckte. »Seltsam« murmelte ich. Mein Blick glitt an der Schnur herunter bis zu ihrem Ende, das wie eine Pfeilspitze geformt war. Aber ich kam gar nicht erst dazu, mir darüber Gedanken zu machen, weil dieser undefinierbare Klumpen ebenfalls zu zucken begann. Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück. Aus dem Zucken wurde ein Pulsieren, nein es ähnelte eher einem Dutzend wildgewordener Schlangen in einem Sack. Dann formten sich aus der Masse zwei tiefschwarze Arme deren Enden schlanke Hände und knochige lange Finger bildeten, die in spitzen Klauen endeten. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, sah ich diesem Schauspiel zu. Die Hände legten sich nun auf den Bildschirm des Fernsehers und die Oberarme wurden augenscheinlich angespannt. Mit einer Mischung aus Knirschen und Schmatzen löste sich der Klumpen und fiel zu Boden.

»SO EINE VERFICKTE SCHEISSE!!« brüllte das Ding.

Endlich fand ich wieder zu mir, holte aus und trat mit aller Kraft nach diesem lärmenden Knäuel, welches aufquiekend quer durchs Wohnzimmer gegen die Wand flog, comicartig daran runterrutschte und dann auf dem Boden landete. Panisch zuckten meine Augen hin und her, doch ich erblickte nichts, was mir zur Verteidigung sinnvoll erschien.

»Die Küche« dachte ich.

Ich sprintete aus dem Wohnzimmer, doch in der Eile blieb ich an der abstehenden Übergangsleiste am Laminat hängen, segelte durch den kleinen Flur und landete mit einem ungraziösen Bauchplatscher in der Küche. Schmerzen schossen durch meine Lendengegend, als dabei meine immer noch frei baumelnden Eier auf die Fliesen klatschten.

»SO EINE VERFICKTE SCH…« dachte ich, als mich das aufkommende Déjà-vu wieder zur Besinnung rief und ich mich mit schmerzverzogenem Gesicht wieder aufrappelte.

Ich schleppte mich zum Schrank mit dem Besteck und zog die oberste Schublade auf, in der Erwartung mein großes Schlachtermesser vorzufinden, doch ich wurde enttäuscht. Ich hatte das Messer ein paar Tage zuvor gebraucht und noch länger nicht gespült, weshalb es irgendwo in einem Haufen aus Besteck und Geschirr neben der Spüle vergraben war. „Scheiße“ dachte ich. In der Not wollte ich nach der Schere greifen, hielt aber in der Bewegung inne. War das Steakmesser vielleicht besser?

»Das wird dir beides nichts nützen, Mensch« erklang es hinter mir.

Erschrocken drehte ich mich um. Eine schwarze Gestalt, von etwa einem halben Meter Größe stand in der Tür zwischen Wohnzimmer und Flur, leicht nach vorne gebeugt, sich am Türrahmen stützend.

»Ihr Menschen könnt uns nichts anhaben. Außer vielleicht mit Nuklearwaffen, aber das wurde bisher noch nicht hinreichend getestet.«

Die Gestalt löste sich vom Türrahmen, hob die Hände und sprach: »Ich will dir im Übrigen nichts tun oder wie es so schön in euren Filmen heißt: Ich bin unbewaffnet!«

Daraufhin lachte der Kleine auf. Ich hatte keine Ahnung, ob dieses Wesen wirklich ein "er" war, aber Körperbau und Stimme ließen zumindest darauf schließen.

»Apropos unbewaffnet« fuhr "er" fort, »was hältst du davon, wenn du deine Bewaffnung mal einpacken würdest?«

Dabei sah er verlegen auf meinen Schwanz. Ungeachtet der Tatsache, dass ich nach wie vor nackt war und es dieser kleinen Kreatur sichtlich unangenehm war stammelte ich: „Wie...? Wer, wer bist du? Und vor allem, WAS bist du?“

»Langsam, eins nach dem anderen. Ich würde vorschlagen du ziehst dir erstmal etwas an. Wie ich sehe hast du Kaffee im Hause, wenn du nichts dagegen hast, setze ich welchen auf, während du dich salonfähig machst.«

Unsicher, ob das alles wirklich Realität war oder doch nur ein kurioser Traum, ergab ich mich und murmelte nur „alles klar“ bevor ich die Treppe hoch Richtung Schlafzimmer trottete. Dort angekommen, kramte ich frische Unterwäsche aus dem Kleiderschrank, dazu eine Jogginghose und ein übergroßes T-Shirt. Während ich Stück für Stück überstreifte, vernahm ich von unten die elektrische Kaffeemühle. Ich schüttelte den Kopf.

»Arschlecken Realität«, dachte ich.

»Wenn das die Realität ist, fresse ich einen Besen und zwar ungesalzen!«

Fertig bekleidet stopfte ich mein Handy in die Hose, schlich ich aus dem Schlafzimmer und die Treppe hinab, peinlichst darauf bedacht, nicht das kleinste Geräusch von mir zu geben. Unten angekommen spähte ich vorsichtig in die Küche. Der kleine Eindringling schwebte, mit dem Rücken zu mir gewandt, vor der Arbeitsplatte, ungefähr einen knappen halben Meter über dem Boden, während er gerade dabei war, den aufgebrühten Kaffee in zwei Tassen einzuschenken.

»Nun komm schon rein« forderte er mich auf und klang dabei leicht amüsiert.

»Verdammt«, dachte ich. »Er hätte mich doch gar nicht bemerken dürfen. Oder hat er mich etwa gehört? Wobei, das ist ja nur ein Traum, da kann schließlich alles passieren!«

»Tja, Kim da muss ich dich leider enttäuschen! Ich bin genauso real wie die Pornos die du dir vorhin angeguckt hast!« kicherte die angeblich nicht traumbasierte Gestalt.

»Den drüben hab ich übrigens mal ausgemacht. Und um auf deine Frage von vorhin zurück zu kommen, mein Name ist Kiiridoro und ich bin ein Dämon« verkündete er stolz.

»Hier ist dein Kaffee, keine Ahnung wie du ihn trinkst.«

Ich zwang mich in die Küche und betrachtete den "Dämon" skeptisch.

»Is klar« platzte es aus mir heraus.

»Wie von Zauberhand erscheint ein mystisches Wesen in meiner Bude, welches dann nicht nur Gedanken lesen kann, meinen Namen kennt und weil das noch nicht reicht, mir auch noch den Kaffee zubereitet? Und das soll kein Traum sein?« schrie ich schon fast.

»So ist es« grinste der Kleine böse.

»Nur Gedanken lesen kann ich nicht wirklich. Es ist vielmehr ein starkes Gespür für Stimmungen. Ich wusste zum Beispiel nicht, zwischen welchen zwei, hoffentlich todbringenden, Waffen du vorhin wählen wolltest, nur dass du es tust. Und das mit deinem Namen war nicht schwer, nachdem deine Post so offensichtlich auf dem Küchentisch liegt!  Du solltest übrigens mal deine Handyrechnung bezahlen, das ist schon die zweite Mahnung. Und jetzt mach dir endlich deinen Kaffee!«

Missmutig stampfte ich durch die Küche und nahm meine Tasse entgegen. Unschlüssig, ob ich diesen zweifelhaften Worten glauben sollte, entschied ich mich dazu, dass Kaffee grundsätzlich immer geht und machte mich ans Werk, um mit Milch und Zucker dem Kaffee den letzten Schliff zu geben. Immer noch in Gedanken, nippte ich an der Tasse, um sofort angewidert das Gesicht zu verziehen.

»Bäh, was ist das denn für eine Ochsenbrühe, der ist viel zu stark!«

Ich ging zur Spüle und kippte die halbe Tasse in den Ausguss, während der pechschwarze Unhold es sich auf dem Küchentisch zurechtmachte, an seinem Kaffee nippte und zufrieden schmatzte.

»Wirklich lecker«, nickte er anerkennend. »Eine gute Sorte!«

»Ja, wenn man ihn zu machen weiß, du Penner!« empörte ich mich. »Weißt du was der kostet? Den gibt's nicht im Einzelhandel, ich muss extra nach Ulm fahren und mich für ein paar Monate eindecken und du verschwendest einfach das gute Zeug!« meckerte ich kopfschüttelnd.

Ich ging ans Werk meine halbe Tasse Kaffee mit etwas heißem Wasser, viel Milch und noch mehr Zucker meinen Geschmacksnerven anzupassen. Die erste Probe erwies sich immer noch als zu bitter, noch ein oder zwei zusätzliche Löffel Zucker würde das Ganze aber in eine adäquate Richtung lenken. Moment mal, stutzte ich. Warum regte ich mich so auf? Glaubte ich diesem kleinen Tunichtgut etwa? Anders war meine Reaktion eigentlich nicht zu erklären. Ich wandte mich dem Dämon zu.

»Mal angenommen ich glaube dir, Kiwidomo, was tust du hier beziehungsweise, was willst du von mir?«

»KI-IRI-DORO« verbesserte er mich schroff. „Und von dir will ich gar nichts. Ich war eigentlich auf dem Weg nach Hause, aber jetzt sitze ich hier fest.«

»Wie meinst du das?« hakte ich nach.

»Nun ja« setzte er an, nahm dann aber erstmal einen großen Schluck Kaffee »Wie soll ich das einem dummen Menschen nur erklären...?«

»Nun mach mal halblang, kein Grund frech zu werden!«

»Tut mir ja leid« entschuldigte sich er sich. »Ihr Menschen habt nun leider keine Ahnung von den anderen Welten und um ehrlich zu sein, ist mir das Ganze auch etwas peinlich. Die Kurzversion wäre in etwa, ich hatte einen Auftrag, hab ihn vermasselt und als Strafe wurden mir der Großteil meiner Kräfte genommen, weshalb ich jetzt nicht mehr nach Hause komme.«

»Und wie bist du in meinen Fernseher gekommen?« fragte ich.

»Purer Zufall« antwortete er. »Wie ich bereits erwähnte, war ich auf dem Weg nach Hause. Wir Dämonen können zwischen den Welten wandeln, du kannst dir das ungefähr wie diese Wurmlöcher aus euren Filmen vorstellen. Und auf halbem Wege wurden mir die Kräfte entzogen, weshalb ich aus dem Dimensionstunnel geflogen bin und in deinem Fernseher landete. Was mir übrigens sehr leid tut, ich weiß ihr Menschen hängt sehr an den Dingern.«

»Woher weißt du so viel über uns Menschen und vor allem, warum weißt du so viel über unser Fernsehprogramm?« fragte ich argwöhnisch.

»Unsere Welt ist eurer sehr nahe, auch wenn ihr sie nicht wahrnehmen könnt. Und eure Satelliten sind so leistungsstark, dass wir auch euer Fernsehen empfangen. Meistens ganz schöner Müll übrigens, aber faszinierend, wie ihr jeden Mist glaubt der euch dadurch erzählt wird.«

»Und ihr habt Fernseher?« fragte ich zweifelnd.

»In der Tat« antwortete Kiiridoro grinsend und mit einem Tonfall, der mich irgendwie stark an einen Werbespot erinnerte.

»Schon vor geraumer Zeit haben Dämonen angefangen euch diverse Sachen abzuluchsen und sie in unsere Welt zu bringen. Da es bei uns aber keinen elektrischen Strom gibt, haben fähigere Dämonen als ich einer bin, elektrische Geräte mit einer speziellen Aura belegt, damit sie funktionieren.«

Ich wunderte mich über diese Aussage und fragte: »Ja aber hättet ihr nicht das Material klauen können, um euch selbst Kraftwerke zu bauen?«

Er lachte und meinte: »Ja sicher, das wäre gar kein Problem. Aber in meiner Welt gibt es andere physikalische Gesetzmäßigkeiten, weshalb eine Reproduktion eines Kraftwerks leider nicht funktioniert. Und bevor du fragst, um ein Gerät wie einen Fernseher oder eine Kaffeemaschine mittels Aura in meiner Welt zum Laufen zu kriegen sind viel Erfahrung und jede Menge geistige Energie von Nöten. Für so etwas wie ein Kraftwerk würde man eine ganze Armee extrem fähiger und perfekt koordinierter Dämonen benötigen. Und Dämonen können ja viel, aber Zusammenarbeit zählt nicht gerade zu unseren Stärken.«

Während ich gespannt zuhörte, fiel mein Blick auf das Küchenfenster und die Gestalt die dahinter saß. Ich ging zum Fenster und öffnete es. Mein Kater Eule, der draußen auf der Fensterbank saß, richtete sich auf, streckte sich und bequemte sich dann doch mal in die Küche. Kiiridoro‘s Blick fiel auf den Kater, dann sprang er auf, zeigte auf meinen Haustiger und fragte entsetzt: »Was ist denn das?«

»Das ist Eule, mein Kater« erwiderte ich verwundert. »Ich dachte du kennst dich in der Menschenwelt aus, die halten wir doch schon seit ein paar tausend Jahren.«

»Ich weiß was das ist« entgegnete der Dämon schroff. »Die Frage ist viel mehr, warum hast du sowas?«

»Warum nicht?« erwiderte ich amüsiert über seine Reaktion. »Der Kleine ist mir mal zugelaufen und ich mag Katzen. Was hast du gegen die?«

Ich nahm Eule auf den Arm, kraulte ihm den Kopf und lehnte mich gegen die Küchenzeile.

»Wie ich dir bereits sagte, haben wir Dämonen ein sehr feines Gespür für Gefühle und Emotionen. Daher sind die meisten Lebewesen für uns ein offenes Buch. Aber Katzen sind undurchsichtig, die strahlen nichts aus, was wir registrieren können. Dadurch können wir nicht einmal die Anwesenheit einer Katze wahrnehmen, es sei denn wir sehen oder hören sie. Das sind Teufelsviecher durch und durch!« geiferte mein ungebetener Gast.

»Nun reg dich mal ab« forderte ich ihn auf. »Außerdem dachte ich Dämonen und der Teufel stehen quasi auf derselben Seite.«

»Was denn für eine Seite?« fragte Kiiridoro »Bist du etwa einer von diesen Trotteln, die an die Bibel und den ganzen anderen Quatsch glauben? Bitte sag mir, dass dem nicht so ist!«

Er sah mich an, als ob er es mit einem Geisteskranken zu tun hätte.

»Scheiße, nein!« erwiderte ich eilig. »Du hast doch mit dem Teufel angefangen. Ich verachte diese religiösen Spinner, kann ja jeder für sich glauben was er will, aber sobald Hierarchien ins Spiel kommen, welche hauptsächlich als Machtinstrument und Gelddruckmaschine missbraucht werden, hört bei mir der Spaß auf. Zumal mir die Intoleranz Andersgläubiger gegenüber, die Arroganz, als einzige das Recht zu haben Gottes Wort zu verbreiten oder gar in seinem Namen zu sprechen, gelinde gesagt massiv auf den Sack geht!«

Ich redete mich zunehmend in Rage.

»Ich kann über meine Eltern nur wenig Gutes sagen, aber über ihre Entscheidung mich nicht taufen zu lassen bin ich heute mehr als dankbar. Alleine wieviel Leid, wie viele Kriege und Ungerechtigkeiten wir der katholischen Kirche zu verdanken haben“ geiferte ich weiter „Inquisition, jahrhundertelange Unterdrückung der Wissenschaft, wir hätten den heutigen Stand der Technik schon vor vielen Generationen erreichen können und das Schlimmste ist, dass diese elende Sekte dank ihrer minderbemittelten Anhänger selbst heute noch ihr Unwesen treiben darf! Da werden Kinder gefickt und dann wird über diese heuchlerischen Schweine auch noch bestmöglich schützend die Hand gehalten. Ich hasse diese ganze Brut, diese perversen, macht- und geldgeilen Wichser, diese ...«

»Jajaja, ist ja gut, ich hab‘s begriffen!« fiel mir Kiiridoro ins Wort. »Du hast deine Stellung wirklich sehr deutlich gemacht, hol mal Luft!«

Ich tat wie mir geheißen, ließ Eule, der langsam unruhig wurde, runter und leerte anschließend meine Tasse. Kiiridoro beäugte den Kater skeptisch und meinte: »Mit dem Thema fange ich in Zukunft besser gar nicht erst wieder an.«

»Wäre vielleicht besser« stimmte ich ihm zu. »Aber Moment, was soll das heißen in Zukunft

Kiiridoro zögerte einen Moment bevor er antwortete: »Tja, da ich nicht mehr nach Hause kann werde ich wohl hierbleiben müssen.«

»Ach und ich werde gar nicht erst gefragt oder wie?« erboste ich mich.

»Tut mir ja leid, aber wo soll ich denn hin? Eigentlich ist es uns strikt verboten uns den Menschen zu zeigen. Das hier mit dir war ein Unfall, da scheine ich nochmal Glück im Unglück gehabt zu haben, vor anderen Menschen kann ich mich nicht blicken lassen, wenn ich nicht vom großen Boss heimgesucht werden will, das wäre wirklich sehr unangenehm. Was rede ich da, bei meinem jetzigen Status wäre das vermutlich mein Ende! Und wenn ich nicht irgendwo einsam und alleine vor Langeweile krepieren will, bleibt mir eigentlich nur diese Möglichkeit ...«

Kiiridoro sah mich traurig an. »Aber auch in diesem Punkt scheinst du ein wahrer Glücksfall zu sein, schließlich hast du ja schon einmal eine Kreatur in Not aufgenommen, nur kann ich wenigstens antworten, wenn du mit mir sprichst.«

»Hää?« gab ich von mir, bevor der Groschen fiel. »Achso, du meinst Eule. Aber das ist doch was vollkommen anderes!«

Meine Gedanken überschlugen sich und ich ließ mich auf einen Küchenstuhl fallen.

»Wie stellst du dir das bitte vor? Willst du dich jedes Mal verstecken, wenn ich Besuch habe? Und überhaupt, wenn du von anderen nicht gesehen werden darfst, willst du für den Rest deines Lebens hier drinnen bleiben und nie mehr das Haus verlassen? Muss ich aufpassen was ich sage, bevor dein großer Meister kommt um MICH zu maßregeln? Und Krösus bin ich auch nicht, einen Kater zu versorgen ist ja eine Sache, aber du wirst wohl einen wesentlich höheren Bedarf haben?! Wie soll das alles denn bitte funktionieren?«

»Ruhig Blut« sprach der kleine Teufel »Zum Überleben brauche ich nicht viel. Und zum Thema verstecken, nun das ist ganz einfach!« sprach er, bevor er plötzlich verschwand.

»Was zum Henker« entfuhr es mir, als er mit einem fetten Grinsen im Gesicht wieder auftauchte.

»Siehst du, ganz einfach. Hochgeschwindigkeitsvibration, für das menschliche Auge die perfekte Täuschung.«

»Nicht übel«, musste ich durchaus beeindruckt zugeben.

»Tjaha und das Beste daran ist, dass ich Gegenstände und Personen ebenfalls unsichtbar machen kann, insofern ich sie bzw. sie mich berühren!«

»Momentchen mal« entfuhr es mir, da sich mir bei diesen Worten sofort eine Vielzahl verschiedener Gedanken aufdrängten, „Willst du damit wirklich andeuten, dass du mich ebenfalls unsichtbar machen könntest?«

»Ja, gar kein Problem« antwortete Kiiridoro. »Hast du einen Spiegel hier, dann kann ich es dir gerne demonstrieren.«

»Nichts leichter als das« erwiderte ich »Der Schuhschrank im Flur hat einen großen Spiegel.«

Wir standen auf, gingen gemeinsam in den Flur und stellten uns vor den Spiegel. Gespannt betrachte ich mein Antlitz. Kiiridoro packte meinen linken Arm und das Antlitz verschwand.

»Unfassbar« dachte ich. Zu atmen oder gar zu sprechen wagte ich nicht. Ich hob den rechten Arm und betrachtete meine Hand. Ja, sie war da. Ein Blick zurück zum Spiegel, gähnende Leere, von der tapezierten Wand einmal abgesehen. Kiiridoro ließ meinen Arm los und wir erschienen wieder im sichtbaren Spektrum.

»Was für eine geile Scheiße« stammelte ich. »Was man damit alles anstellen könnte...« dachte ich, als der Dämon neben mir prustend bemerkte: »Na da empfange ich gerade aber eine Menge lüsterner Schwingungen …«, während er sich wieder in die Küche begab.

»Nicht nur!« versuchte ich mich zu verteidigen und ihm folgte.

»Man könnte damit auch eine Menge anderer Sachen anstellen wie …«

»Diebstahl, Raub, Mord und andere ebenfalls höchstehrbare Unterfangen?!« unterbrach mich der Dämon sarkastisch, während er es sich auf einem Küchenstuhl bequem machte.

»Denk dran, ich kriege im Großen und Ganzen mit, was dir so alles durch den Kopf geht!«

»Du kleines Arschloch« entfuhr es mir. »Lässt sich das irgendwie abschalten, mir geht diese Gefühlsspionage jetzt schon massiv auf den Senkel?!«

»Leider nicht, gewöhn dich besser gleich dran« erwiderte dieser kleine Hurensohn süffisant.

»Würde ich an deiner Stelle bestimmt auch behaupten« knurrte ich, als ich mich die Arme verschränkend an den Kühlschrank lehnte.

»Außerdem habe bestimmt nicht daran gedacht jemanden umzubringen« entgegnete ich schroff und dachte gleichzeitig, dass der Gedanke bei diesem ganzen Politikergesindel aber eigentlich nicht die schlechteste Idee ist und fuhr fort: »Und was soll das denn bitteschön heißen "höchstehrbar", du selbst hast mir doch vorhin erzählt, dass deinesgleichen schon seit Ewigkeiten die Menschen um ihre Habseligkeiten bringt, also spiel hier gefälligst nicht den Heiligen!«

Kiiridoro hab beschwichtigend die Hände »Hast ja Recht«

»Weiß ich, danke« entgegnete ich pampig.

»Aber mal anderes« fuhr ich in milderem Ton fort. »Die Geschichte mit der Unsichtbarkeit, wie sieht das denn mit Kameras aus? Wenn die Bildrate niedrig genug ist, wirst du doch trotzdem sichtbar oder etwa nicht? Und mucksmäuschenstill musst du dabei auch sein oder täusche ich mich?«

»Pfiffiges Kerlchen« bekundete Kiiridoro anerkennend. »Und theoretisch auch vollkommen richtig. Wenn sich dieser Trick ausschließlich auf Vibrationen beschränken würde. Aber da wir dabei auch einen Schuss Magie verwenden, könnte ich mich singend durch eine Menschenmenge bewegen und keiner würde mitkriegen, dass ich da bin. Man würde mir unbewusst ausweichen, da ich mich quasi in einem magischen Polster befinde. Kameras und Computer mit Gesichtserkennung könnten mich zwar je nach verwendeter Technik wahrnehmen, aber da letzten Endes doch wieder ein Mensch die Daten auswerten würde, könnte ich im Vollbild auf einem Riesenbildschirm erscheinen und jeder würde mich entweder gar nicht erst registrieren, oder falls es doch unterbewusst geschehen würde, sofort wieder vergessen. Du siehst also, im Grunde ist die Technik perfekt.«

Unwillkürlich nickte ich mit dem Kopf.

»Nicht schlecht« murmelte ich. Mein Kopf schwirrte. Noch immer kam ich mir vor wie im Traum.

»Nun gut« sagte ich während ich mich mit einer geübten Bewegung vom Kühlschrank abstieß. »Ich gehe jetzt erst einmal auf den Schacht. Kannst dich ja schonmal etwas umschauen.«

»Alles klar« sprach der Dämon und sprang ebenfalls auf, »dann mache ich mir noch einen Kaffee, wenn es recht ist.«

»Kannste machen, aber sei nicht so verschwenderisch mit dem Zeug« waren meine letzten Worte, bevor ich im Bad verschwand. Ich verschloss die Tür, kramte mein Handy aus der Hosentasche, zog diese runter und setzte mich auf die Klobrille. Kopfschüttelnd ließ ich die letzte halbe Stunde Revue passieren. Dann startete ich am Handy den Browser im privaten Modus und fing an das zu beenden, wobei ich vorher so unverhofft unterbrochen wurde..